Am Donnerstagvormittag, den 2. März 2023, war der Geschichte Leistungskurs vom Herr Willmann des Jahrgangs Q2 auf einem Exkurs im Haus der Geschichte am Karolinenplatz in Darmstadt. Mehrere Klassen sowie Kurse verschiedener Schulen haben sich an dem Tag für eine Präsentation des Historikers Dr. Heinrich Pingel, der selbst Zeitzeuge der NS-Zeit ist, in dem Haus der Geschichte versammelt, um ins Gespräch über die Machtergreifung der NS in Darmstadt zu kommen und den 90. Jahrestag dieses Ereignisses zu gedenken. Zu Beginn versammelten sich alle Angehörigen in einem Hörsaal und daraufhin begann eine offene Fragerunde, mit der Zielverfolgung Heinrich Pingels, seinen Vortrag basierend auf Interesse weckende Fragen der Schüler*innen zu halten. Zunächst stellte Pingel die Hypothese auf, ob sich eine Machtergreifung unter diesen Umständen wiederholen könnte, die am Ende seines Vortrags wiederholend aufgegriffen wurde. Im Folgenden berichtet er von seinen Erfahrungen als Zeitzeuge in der NS-Zeit.
Dr. Heinrich Pingel:
Heinrich Pingel wurde in Heiligenstadt geboren und in der noch jungen DDR eingeschult. 1956 ist er mit seinem Vater in die BRD geflüchtet. In seinen jungen Jahren machte er seinen Hochschulabschluss, studierte Lehramt und promovierte in Zeitgeschichte. Daraufhin stand ihm die Welt offen, er hat sich politisch radikalisiert und immer mehr nach links entwickelt.
Bevor Pingel den Prozess der Machtübernahme in Darmstadt schilderte, ist er auf den Aufbau von Hessen eingegangen. Von Jahr 1919 bis 1933 war Hessen in die Provinzen Oberhessen, Rheinhessen und Starkenburg eingeteilt. Darmstadt lag zu dem Zeitpunkt ungefähr in der Mitte der Provinz Rheinhessen. Bis zu den Reichstagwahlen, am 5. März 1933, regierte noch ein Bündnis aus SPD, DDP und Zentrum unter Leitung des Staatspräsidenten der SPD, doch in der Nacht vom 6. auf den 7. März 1933 übernahm die NSDAP den Landtag des Volksstaats Hessen in Darmstadt. An dem Tag besetzten die Nationalsozialisten das hessische Innenministerium in Darmstadt und es folgte eine Gleichschaltung. Besetzt wurde aber nicht nur das Innenministerium, sondern auch das Gewerkschaftshaus (Staatsarchiv Darmstadt), das Gebäude der sozialdemokratischen Presse sowie die Wohnungen des Staatspräsidenten und des sozialdemokratischen Innenministers. Außerdem wurde die Polizeigewalt übernommen, wobei zahlreich bewaffnete Polizeibeamte ihre Waffen sowie Standartenführung der SA übergaben. Bereits vor der Machtergreifung wandte sich die Darmstädter Arbeiterschaft gegen Hitler und versammelte sich, um gegen ihn zu demonstrieren. Noch am 1. Mai 1933 erklärte die SPD ihre Kriegsbereitschaft, wartete aber aus Angst vor der Ächtung zu lange. Albert Maier, ein Geschäftsfunktionär, dem Pingel ein Interview gab, wurde 1936 wegen Beitritts zum SPD-Widerstand verurteilt und bis 1938 inhaftiert. Am 22. Februar 1933 fand ebenfalls in Griesheim ein Kampf gegen das Hakenkreuz statt. Aufgrund der Vorfälle bei den Demonstrationen wurde der Polizei befohlen, gegen alle Demonstranten, die den Reichspräsidenten, Reichskanzler und Mitglieder der Reichsregierung und Landesregierung beschimpften, energisch vorzugehen und die Personalien der Täter zur Strafverfolgung festzustellen. Zusätzlich wurde kommunistische Propaganda verboten, was bedeutete, dass kommunistische Plakate, Druckschriften, Versammlungen, Flugblätter und Aufzüge nicht erlaubt waren.
Am Ende des Vortrags kamen sowohl Pingel als auch das Publikum zum Entschluss, dass einige Dinge heute noch aktuell sind. Die Demokratie ist keinem gesichert, wenn sich immer weniger Menschen für sie einsetzen und gar eine Feindlichkeit entwickeln.
Nach dem Vortrag gab es die Möglichkeit eine mühevoll erarbeitete Ausstellung, der Schüler*innen der 10. Klasse aus dem Ernst-Göbel-Gymnasium in Darmstadt, anzusehen. Die Ausstellung war ansprechend und übersichtlich und des Weiteren konnte man umfangreiche Informationen über spannende Themen anhand vieler verschiedener Stationen erfahren und lernen. Bei Fragen standen die Schüler*innen zur Verfügung und haben Unklarheiten beseitigt. Falls sich jemand möglichst viel auf einmal anschauen wollte, gab es einen knappen, jedoch trotzdem informativen Überblick an jeder Station.
Insgesamt war der Tag im Haus der Geschichte interessant und lehrreich. Die Schüler*innen konnten sich dadurch die extreme Lage zur damaligen Zeit besser vorstellen und sich ein besseres Bild davon verschaffen, was es wirklich bedeutet hat ein Leben im Nationalsozialismus zu führen. Zudem ist es spannend gewesen von einer naheliegender Stadt zu hören, da man zur jetzigen Zeit hier lebt und ein intensiveres Gefühl vom Geschehen verspürt und sich dem verbundener fühlt.
Quellen:
Lorin Hasoglu und Ivana Yordanova