Am 13. Februar besuchte die Klasse 10b gemeinsam mit ihrem Geschichtslehrer, Herrn Ripper, das Staatsarchiv sowie das Regierungspräsidium in Darmstadt. Ziel der Exkursion war es, zum einen Schauplätze der NS-Machtübertragung kennenzulernen und zum anderen mithilfe von Originalquellen mehr über die Zeit des NS-Regimes in Groß-Umstadt und Umgebung zu erfahren.
In Darmstadt angekommen, trafen wir den Archivpädagogen Harald Höflein, der uns mit einer kurzen Stadtführung und historischen Quellen zur NS-Vergangenheit unserer Region versorgte und uns diesen außerschulischen Lernort ermöglichte.
Der erste Stopp war das ehemalige hessische Innenministerium (heute Regierungspräsidium), wo wir erfuhren, wie die Machtübertragung in Darmstadt durch die SA ablief, wie die Menschen in der damaligen „Beamtenstadt“ Darmstadt 1933 wählten und wir an den Originalschauplätzen Fotos vom zerstörten Nachkriegsdarmstadt betrachteten.
Die Mehrheit der Darmstädter Bevölkerung wählte die NSDAP, da dort überwiegend Beamte lebten, die noch aus der Zeit des Kaiserreichs stammten und sich mit den neuen demokratischen Strukturen der Weimarer Republik nicht anfreunden konnten.
Danach ging es weiter zum Staatsarchiv, dessen Gebäude ein ehemaliges Theater ist und somit auch den Anlass für diese Exkursion bot.
Bevor wir uns der Quellenarbeit widmeten, besichtigten wir den Keller des Archivs, um zu verstehen, wie ein Archiv aufgebaut ist. Dort erwartete uns ein großer, bunkerartiger Raum voller Metallschränke mit beschrifteten Pappkisten und einer dicken Stahltür.
Herr Höflein zeigte uns dort die älteste Quelle des Staatsarchivs – eine Urkunde aus dem Jahr 867 von Ludwig II. (Ludwig der Deutsche), einem Enkel Karls des Großen.
Im Seminarraum erklärte uns Herr Höflein, welche Quellen er für den Kurs vorbereitet hatte. Wir arbeiteten mit verschiedenen Originaldokumenten aus der Zeit des Nationalsozialismus: antisemitische Zeitungen von 1933, Strafakten, jüdisch deklarierte Pässe, die von den Nazis mit einem „J“ gekennzeichnet wurden, Personalakten von NSDAP-Parteimitgliedern, Briefe des ehemaligen hessischen Innenministers und Widerstandskämpfers Wilhelm Leuschner sowie ein Buch der SA in Hessen. Besonders eindrucksvoll war für uns ein Gruppenfoto der SA-Reservesturmgruppe Groß-Umstadt, das vor dem heutigen A-Bau-Gebäude des MPG aufgenommen wurde.
Durch die Analyse dieser Quellen konnten wir die Frage beantworten: „Wer waren die Täter damals?“ Wir stellten fest, dass der Nationalsozialismus von einem Großteil der Bevölkerung mitgetragen wurde und nur durch die breite Mitwirkung der Gesellschaft durchgesetzt werden konnte. Besonders erschreckend waren für uns die Diffamierung der jüdischen Bevölkerung und das Schicksal der Widerstandskämpfer.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Harald Höflein, der uns an diesem Tag begleitete und mit seiner Expertise wertvolle Einordnungen lieferte.
Diese Exkursion hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, um aus ihr für die Zukunft zu lernen.
