(dor) Mit rund 1100 Schülern, 90 Lehrern und 30 guten Feen bezeichnet sich das Max-Planck-Gymnasium (MPG) in Groß-Umstadt als „Wohlfühl-Gymnasium am Tor zum Odenwald“. Weil die Schule, einziges Gymnasium des Landkreises, zu dessen Absolventen Wissenschaftler, Professoren, Bürgermeister, Bundestags- und Landtagsabgeordnete gehören, in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag feiert, finden etliche Jubiläumsveranstaltungen statt, mindestens eine pro Monat, die in der Hand eines eigens gegründeten Festausschusses liegen.
Anlass zum gemeinsamen Feiern mit Schülern, Eltern, Lehrern und Ehemaligen, Vertretern von Schulträger und Stadt bot das Schuljubiläum auch am vergangenen Festwochenende. „Für die nächsten Jahre viel Glück und Zufriedenheit, Freude im Schulalltag und dass wir uns gegenseitig respektieren, so wie wir sind“, wünschte die Sechstklässlerin Aileen Christin Wollenhaupt am Freitag von der Bühne der Umstädter Stadthalle. Die kurze Ansprache der Schülerin war einer der zahlreichen Programmpunkte beim Festakt zum MPG-Jubiläum.
Als prägende Zeit bezeichnete der Bundestagsabgeordnete Jens Zimmermann seine Jahre bis zum Abitur 2001 am MPG. Auch wenn diese manchmal mit traumatischen Erfahrungen verbunden gewesen seien. „Schule ist viel mehr als ein Lernort, es ist ein Lebensort“, so Zimmermann, der sich auch an das erinnerte, „was zwischen den Unterrichtsstunden passierte“. Einen großen Teil seiner politischen Prägung nämlich habe er hier erfahren. Nun hatte er einen Gutschein für einen Baum mitgebracht, der dann gemeinsam am MPG gepflanzt werden solle.
Zur Reihe der Gratulanten gehörte auch Manfred Pentz, Landtagsabgeordneter und Generalsekretär der CDU. Gerade als Abgeordneter dieses Landkreises erfülle ihn dieses „wunderbare Gymnasium“ mit großem Stolz, für dessen Förderverein er einen Scheck über 750 Euro von der Landesregierung mitgebracht hatte.
Wie Schulleiterin Nicole Roth-Sonnen erklärte, fußen sämtliche Veranstaltungen im Rahmen des Jubiläums auf drei Säulen: Nicht nur Geschichtliches – Unterricht damals und heute – werde dargestellt, sondern auch Entwicklungen und Perspektiven für die Zukunft. Ein weiterer, naturwissenschaftlicher Schwerpunkt sei dem Namenspatron des Gymnasiums gewidmet, der dann auch gleich im Laufe des Abends des Öfteren zitiert wurde. Nicht zuletzt, ganz wichtig für die Schulleiterin, gehe es um „Schule, wie sie leibt und lebt.“
So erlebten die Gäste beim gut dreistündigen Programm Schüler aller Altersstufen in Orchester, Chor und Band, bei szenischen Darstellungen wie einer Parodie auf den „Leistungskampf“ und einer filmischen Reise durch die Epochen – ein schuleigenes Filmteam hatte drei Wochen lang gedreht, interviewt und geschnitten – sowie der pfiffigen Schüler-Moderation von Emily Füllhardt, Luca Arnold, Karolin Biebel und Niklas Fischer.
Eine lange Liste von Rednern erstreckte sich von der Schulaufsicht und Staatlichem Schulamt über die Politik bis zu Nachbarn und Kooperationspartnern des Gymnasiums, das im Mai 1869 als „Städtische Realschule“ feierlich eröffnet worden war und im Laufe der folgenden 150 Jahre eine äußerst wechselvolle Geschichte erlebte. Naheliegend, dass auch beim Festakt viel über Historisches gesprochen wurde und sich die Schulgemeinde der Tradition bewusst und verpflichtet zeigte. Mindestens ebenso intensiv aber widmete man sich der Gegenwart und Zukunft, Veränderung und Entwicklung.
„Ein Stück Lebendigkeit“
Stolz zeigte sich der als Schirmherr fungierende Bürgermeister Joachim Ruppert auf die „immer gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Stadt“ mit „stets kreativen Lösungen auf beschränktem Raum“. Die Schulgemeinde des MPG biete „ein Stück Lebendigkeit mitten in der Stadt“. Nicht nur er selbst, sondern auch seine vier Kinder hätten diese Schule besucht, keines habe allerdings dasselbe Schulsystem durchlaufen. „Wieviel Politik muss denn Schule überhaupt ertragen“, habe er sich gefragt.
Eindrucksvoll stellten Schüler des Gymnasiums, an dem unter anderem der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf und der Physiker Sigurd Hofmann, maßgeblich an der Entdeckung des Elements Darmstadtium beteiligt, Abitur gemacht haben, ihre Fähigkeiten in jeglicher Hinsicht unter Beweis. Auf das Gestern und Heute bezogen sich nicht nur Vertreter von Lehrerkollegium, Förderverein und Elternschaft. Die ehemaligen Schulleiter des MPG, Peter Richter und Margarete Sauer (2008 bis 2017) erinnerten sich gern an ihre Zeit hier. Als routinierte Rednerin und Ethiklehrerin sinnierte die inzwischen ehrenamtliche Kreisbeigeordnete für Ganztagsentwicklung über das Glück – das von Schülern wie von Wissenschaftlern – über Umwege und Irrwege, zahllose erreichte Meilensteine. Schließlich hatte sie einen vor etlichen Jahren vom Schulhof entwendeten Stein mitgebracht, um ihn zurück- beziehungsweise seiner weiteren Bestimmung zu übergeben. Ihre Rede, mit der Margarete Sauer ihr Auditorium zu fesseln verstand, war bereits im Odenwälder Bote abgedruckt.
Einen kleinen Rückblick in die jüngere Geschichte hielt Richter, der von 1998 bis 2008 dem Gymnasium vorstand. Damals wie heute biete die Schule beste Voraussetzungen und ein sehr gutes Fundament für die weitere Ausbildung.
Kolleginnen der „zuliefernden“ Grundschulen aus den Stadtteilen wünschten weiterhin ein gelingendes Miteinander. Für die zweite, weiterführende Schule Groß-Umstadts, die Ernst-Reuter-Schule, gratulierte Rektor Volker Hartmann.
Dass dem Landkreis sein einziges reines Gymnasium, dessen Altbau Anfang der 1890er Jahre errichtet wurde, lieb und teuer ist, war den Worten von Kreisschuldezernent Christel Fleischmann zu entnehmen. „Es ist dieses Gebäude, was sich lohnt, immer wieder in Schuss zu halten“, sagte er. Diese Schule strahle Leben aus und besitze Charme. „Auch, wenn wir da jetzt einen Fahrstuhl angebaut haben oder das Dachgeschoss ausgebaut wurde, das teurer ist als eine Grundschule.“ Es sei immer wieder bemerkenswert, was hier auf die Beine gestellt werde, so auch das Programm dieses Abends. „Einfach bestechend.“
Groß war die Freude allenthalben über das neue Schild am Schuleingang mit dem nicht mehr ganz so neuen Namen. Der endlich erfolgte Wandel von „Max-Planck-Schule“ zu „Max-Planck-Gymnasium“ wollte allerdings nicht jedem, vor allem ehemaligen Schülern, so leicht über die Lippen kommen. Wie wichtig es der Schule ist, dieses Jubiläum nach etlichen, bereits erfolgten Höhepunkten auch weiterhin gebührend zu feiern – sieben interessante Veranstaltungen stehen noch auf dem geradezu gigantischen Jahresprogramm – zeigte sich auch in der Herausgabe einer noch druckfrischen, hundertseitigen Festschrift. Für das 150 Jahre alte Max-Planck-Gymnasium hat die Odenwälder Winzergenossenschaft Vinum Autmundis zudem einen eigenen Jubiläumswein kreiert, einen Roten Riesling mit ganz besonderen Etikett.
Text und Fotos: Frau Dorschel
Foto 1: Selbstbewusst führten die Schüler Luca Arnold, Niklas Fischer, Karolin Biebel und Emily Füllhardt (von links) mit ihrer pfiffigen Moderation durch einen langen Abend, den offiziellen Festakt zum 150-jährigen Jubiläum des Max-Planck-Gymnasiums.
Foto 2: Unter der Leitung von Gernot Hosang präsentierte sich die Bigband des Max-Planck-Gymnasiums beim Festakt in der Stadthalle in Hochform.
Foto 3: „Tage wie diese“ der Toten Hosen sang der Unterstufenchor des MPG beim Festakt zum Schuljubiläum am Freitag in der Stadthalle.