„Faust“. Allein der Name lässt uns an unzählige Stunden denken, die wir mit dem Werk verbracht haben – Interpretationen, Diskussionen, endloses Lernen und Entziffern der komplexen Sprache Goethes. Wochenlang haben wir uns in die Welt des Universalgelehrten Faust und seines Pakts mit Mephisto hineingearbeitet. Doch was uns viel Zeit kostete, schafften die Schauspieler*innen des THEATERmobileSPIELE aus Karlsruhe in kürzester Zeit: Auswendig gelernt – jedes Wort, jede Geste, jeder Ausdruck. Was unmöglich scheint, wurde am vergangenen Freitag, dem 24. Januar 2025, Wirklichkeit.
Eine Bühne, zwei Schauspieler, ein Auto voller Requisiten – mehr brauchte es nicht, um alle Schüler*innen der Q3 in den Bann zu ziehen. Die Nähe zwischen Publikum und Darstellern verlieh der Aufführung eine besondere Intensität und gleichzeitig einen Bruch, beim direkten Ansprechen unserer Mitschüler.
Petra Ehrenberg und Rouven Honnef schafften es, allein zu zweit, Faust über Mephisto bis hin zu Gretchen, mit beeindruckender Wandelbarkeit darzustellen. Trotz gekürzter Dialoge blieb die Sprache Goethes präsent und entfaltete ihre Wirkung unmittelbar bei uns Schüler*innen.
Nach der Vorstellung hatten wir die Chance, einige Fragen zu stellen. Besonders spannend: Rouven Honnef hatte nur zwei Wochen, um seine Rolle zu lernen! „Man muss sich in die Figuren hineinversetzen und sie leben“, erklärte er. Dieser Einblick in die Welt des Schauspiels machte deutlich, wie viel Hingabe und Disziplin hinter der Kunst steckt.
Für uns war diese Inszenierung mehr als nur eine Pflichtveranstaltung, denn wir sind vorerst der letzte Jahrgang, der „Faust“ im Abitur verpflichtend behandeln muss: Das Stück wurde von der Leseliste genommen. Doch das Drama bleibt aktuell: Themen wie die Verantwortung der Wissenschaft und die Abgründe menschlicher Begierde sprechen auch heute an. „Faust“ ist eben mehr als ein Klassiker – es ist ein Stück über das Leben selbst.
Zum Schluss gaben uns die Schauspieler*innen noch einen kleinen Vorgeschmack auf ihr nächstes Projekt: Kleists „Der zerbrochene Krug“. Auch wenn wir als Zuschauer*innen dieses Werk nicht mehr erleben werden, bietet sich für kommende Abiturjahrgänge und interessierte Lehrer*innen eine spannende Gelegenheit- eine Empfehlung, die wir allen zukünftigen Abiturjahrgängen wärmstens ans Herz legen.
Denn eines wurde an diesem Tag klar: Theater lebt von der Leidenschaft derjenigen, die es spielen. Um es mit Goethes Worten zu sagen: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein“
Bild: Mona Denzer
Text: Hiba Benhaj Yahia, Charlotte Dönigus