„Chemie- das ist nicht meins! Das hat auch meine Mutter noch nie kapiert.“
Solche und ähnliche Aussagen hören wir nicht mehr oft, aber es kommt vor!
Das MPG fühlt sich der Ausbildung gegenüber Mädchen und Jungen gleichermaßen verpflichtet. Dem Kollegium in den Mint-Fächern sind jedoch geschlechtsspezifische Unterschiede des Lernens und Lehrens sehr bewusst. Während der SiNUS-Fortbildungen waren diese Differenzierungen häufig Thema. Dadurch dass auch in den früher Männer dominierten Fächern Chemie und Mathematik im MPG zahlreiche Lehrerinnen unterrichten, haben sich Schulcurricula und Herangehensweisen nachhaltig verändert. Die Themen werden sehr viel stärker von der Lebenswirklichkeit der Lernenden ausgehend betrachtet. Reine Mathematisierungen sind zurückgetreten zugunsten umwelt- und gesundheitsbezogener Kontexte. Dies ist besonders für Mädchen ein wesentlicher Motivator.
Da das MPG mit dem Lernbereich „Naturwissenschaften“ in Klasse 5 und 6 die Möglichkeiten zu praktischem Tun in Schülerexperimenten gegenüber reinem Biologieunterricht wesentlich verstärkt hat, können wir auch hier besonders auf die Bedürfnisse von Mädchen eingehen. Unabhängig von Gender-Debatten beobachteten wir, dass es eklatante Unterschiede zwischen dem Verhalten von Mädchen und Jungen gerade beim praktischen Arbeiten gibt. Haben Kinder noch keine Erfahrungen mit der Durchführung von Versuchen, gehen Mädchen in der Regel sehr vorsichtig, fast ängstlich vor. Gerade beim Umgang mit Feuer, z.B. beim Entzünden eines Bunsenbrenners, ziehen sie sich zunächst zurück und „drücken sich“ am liebsten. Jungen dagegen sind spontaner, mutiger und haben weniger Angst etwas falsch zu machen. In geschlechtsgemischten Gruppen sind daher fast immer sie diejenigen, die Versuche aufbauen und die Durchführung dominieren. Die Mädchen dagegen sind sofort in der Rolle des Handlangers, führen Protokoll und ziehen sich vom Praktischen zurück.
Daher teilen wir bei Schülerexperimenten die Gruppen zunächst gleichgeschlechtlich ein. In reinen Mädchengruppen müssen sich diese allen Aufgaben stellen, die Jungen lernen dagegen sorgfältig zu arbeiten, genau aufzupassen und auch die von ihnen nicht präferierten Aufgaben zu erfüllen. Das System stützt also beide Geschlechter. Unsere Beobachtungen zeigen, dass die Mädchen nach ca. einem dreiviertel Jahr so viel Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit besitzen, dass sie problemlos auch in gemischten Gruppen arbeiten können.
Und dann hoffen wir, die oben zitierte Aussage nie mehr zu hören!!